Die
schlechte und die gute Nachricht
Flexibel muß man sein…und manchmal
zwingt einen Rallye-Teilnehmer auch die Sportpolitik
dazu: Ing. Alfred Kramer, nach dem Rücktritt
von Achim Mörtl zur Zeit wohl der schnellste
Rallye-Kärntner, ist in den vergangenen
Jahren zwischen verschiedenen interessanten
Rallye-Projekten hin- und hergesprungen. Nach
einer kurzen Renault-Kitcar-Show widmete er
sich mit großem Engagement der Entwicklung
eines mit Bioethanol betriebenen Rallyewagens,
den er rasch zu großer Reife brachte:
Nach anfänglichen Wackelkontakten an
der Steuerungselektrik gab es bald schon den
ersten Gesamtsieg bei der Jacques Lemans-Althofen-Kärnten-Rallye.
Als Basis für das mit neuartiger Kraftquellen-Technologie
ausgestattete Wettbewerbsfahrzeug diente ein
etwas älterer Mitsubishi Lancer Evo 6,5,
und zwar der Gruppe A. Genau hier liegt der
Haken, der sich im Dschungel der Sportgesetz-Paragraphen
verfangen hatte: Bioethanol wird seit 1.1.2009
von der OSK nicht mehr als Alternativ-Kraftstoff
anerkannt, daher ist das Auto in der dafür
geschaffenen Klasse nicht mehr startberechtigt.
Was nicht ganz verständlich ist –
schließlich ist Erdgas in den Emissionen
zwar etwas umweltfreundlicher als Benzin oder
Dieselöl, aber kein nachwachsender Rohstoff
und daher keineswegs C02-neutral. Völlig
anders die E85-GreenPower, die nur zu 15 Prozent
aus herkömmlichem Benzin besteht –
der Rest ist rein pflanzlicher Basis…
Die Folge ist, dass der Mitsubishi Lancer
Evo 6,5 nun als ganz gewöhnliches A8-Allradauto
definiert ist, und als solches ist ihm die
Teilnahme in der Rallye-ÖM bekanntlich
untersagt…ganz im Gegensatz etwa zum
Mitsubishi Lancer Evo IX von Gerwald Grössing,
denn von diesem Fahrzeug gibt es keine Gruppe
A-Version. Ab dem Mitsubishi Lancer Evo VIII
MR wurden nur noch Gruppe N-Homologationen
zugelassen. Ein Umbau auf Gruppe N würde
sich bei dem alten Auto von Alfred Kramer
nicht lohnen, dennoch verspürt er noch
ab und an Lust, in der ÖM mitzumischen.
Vor allem, wenn die Meisterschaft im heimatlichen
Lavanttal Station macht.
Damit wäre die schlechte Nachricht erledigt.
Denn die gute Nachricht ist: „Highlander“
Alfred Kramer hat eine Möglichkeit gefunden,
bei der BP Ultimate-Rallye im Lavanttal auf
Speed und Power zu setzen, durchaus mit konkreten
ehrgeizigen Zielen: Das Auto ist ein Mitsubishi
Lancer Evo IX, da kann man sich bei den Fähigkeiten
eines Alfred Kramer schon Hoffnungen auf eine
Top-Drei-Platzierung machen. Auch wenn man
hier von der Gesamtwertung spricht. Etliche
Ergebnisse der Vergangenheit wie auch die
Vergangenheit des gemieteten Autos versprechen
viel Gutes.
So auch das erste Anfreunden mit dem Auto
in der Praxis: Es ist jener grüne Mitsubishi
von Grabner Motorsport, der Stig Blomqvist
die erste Zielankunft seines Lebens bei der
Jänner-Rallye ermöglicht hatte,
da fährt schon von vornherein eine gewisse
Faszination mit. Der nüchterne Praxistest
während des Shakedowns St. Paul hat jedoch
ebenso einige erfreuliche Ergebnisse gezeigt:
Gegenüber dem zuvor eingesetzten Gruppe
A-Auto war das Grabner-Auto um ein bedeutendes
Maß schneller. Dies ergaben Messungen
des SC Eitweg. Die professionelle Organisation
des Shakedown erfolgte durch die Perchtengruppe
Young Skyrider St. Paul – ob sich nun
auch die Konkurrenz von Alfred Kramer fürchten
muß, wird sich zeigen, aber die Anzeichen
dafür sind zweifellos erkennbar.
Auch die Fahrkultur des Mitsubishi Lancer
Evo IX verspricht ein gutes Technik-Level,
um sich mit den Großen zu messen: Der
vom zuletzt eingesetzten Auto gewohnte Biß
fehlt zwar ein wenig, aber das direkte, gut
dosierbare Ansprechverhalten gleicht das wieder
mehr als aus. Überdies deutlich erkennbar
sind Fortschritte hinsichtlich Straßenlage
und Traktion. Eine gewisse Umstellung ist
in der Schaltweise erforderlich – man
muß die Gänge schneller wechseln
– aber wer den Umstieg von einem Vierrad-Auto
zu einem frontgetriebenen Kitcar und wieder
zurück erfolgreich bewältigt, der
schafft auch das.
Finanziert wird der Einsatz, bei dem wieder
Jürgen Rausch als Copilot mit dabei sein
wird, von den Sponsoren PMS, Jacques Lemans,
Hypo Group Alpe Adria Leasing, Autohaus AMK,
GT-Haus, Wriessnig, baubay Baustoffhandel,
Silverstar, Janko Personalbereitstellungs
Ges.mbH. sowie Karosseriefachbetrieb Puck.
Maximaler Einsatz ist angesagt – immerhin
gilt es diesmal, die Kärntner Rallyefahne
auch in der höchsten Klasse hochzuhalten!
Andreas Lugauer
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